Nach meinem ersten Praktikum in Frankreich stand für mich fest: Dort möchte ich unbedingt noch mal hin. So lernte ich auch während meines zweiten Praktikums neue Traditionen kennen. Besonders das Drachenfest in Berck-sur-Mer blieb mir in Erinnerung.

Als wir ankamen, merkte ich schnell, welch große Bedeutung diese Tradition hat. Ganz egal, ob mit oder ohne Drachen unterm Arm, von jeder Seite pilgerten Menschengruppen zum Strand, um das jährliche Spektakel zu bewundern – und unter ihnen eine junge Deutsche, die noch nicht wusste, was sie erwartet. Am Strand angekommen, stieg ein Manta-Drachen nach dem anderen in den Himmel. Ich sah sogar ein Lebkuchenmännchen. Die Drachen warfen riesige Schatten auf den Standboden. Ständig zog mich ein anderer spektakulärer Drachen in seinen Bann.
Die Familie erzählte mir, dass die Tradition auf Marco Polo aus dem Jahr 1282 zurückzuführen sei. Er beobachtete in China erstmalig den Flug eines Drachens. Als Marco Polo ihn anschließend mit nach Europa brachte, wusste er noch nicht, welch große Freude der Drachen später den Menschen in Europa bringen würde.
Als ich dort am Strand stand, beeindruckte mich die Vielzahl an unterschiedlichen Formen und Farben sowie das Zusammenspiel der Drachen. Rückblickend kann ich heute sagen, dass die unterschiedlichen Drachen am Himmel sinnbildlich für uns Menschen stehen - jeder mit seiner eigenen Persönlichkeit und Geschichte. Ich finde es noch viel schöner zu sehen, dass Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Geschichten in Europa eine gemeinsame Tradition pflegen.